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Krankheitsbedingte Ausfälle: Eine wachsende Herausforderung für deutsche Unternehmen

📌 Krankmeldungen explodieren, Lohnfortzahlungskosten sprengen jedes Budget.

Deutsche Unternehmen zahlen jährlich 77 Milliarden Euro mehr als der Verteidigungshaushalt. Besonders die telefonische Krankschreibung gerät ins Visier, Verdacht auf massiven Missbrauch wächst. Dieser Artikel liefert die Fakten, zeigt die Risiken für Arbeitgeber und diskutiert, welche Reformen jetzt notwendig sind.

Die steigende Flut der Arbeitsunfähigkeitsmeldungen

Die Krankmeldungen in deutschen Firmen schießen durch die Decke – und mit ihnen die Kosten. Im Schnitt fehlt jeder Arbeitnehmer mittlerweile etwa 15 Tage pro Jahr. Das reißt ein gewaltiges Loch in die Kassen der Unternehmen. Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) schlägt deshalb Alarm.

Der Grund: Die Ausgaben für Lohnfortzahlungen bei Krankheit haben inzwischen eine Dimension erreicht, die selbst den deutschen Verteidigungshaushalt übertrifft. Während Unternehmen immer tiefer in die Tasche greifen müssen, wächst der Unmut über vermeintlich zu großzügige Regelungen und möglichen Missbrauch. Besonders die während der Corona-Pandemie eingeführte telefonische Krankschreibung steht massiv in der Kritik.

Für viele Arbeitgeber ist klar: So kann es nicht weitergehen. Sie fordern eine grundlegende Reform des Systems und blicken dabei neidisch auf Nachbarländer wie Schweden, die deutlich weniger Krankheitstage verzeichnen. Doch was steckt wirklich hinter dem Anstieg der Krankschreibungen? Und welche Lösungen könnten sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer funktionieren?

Die Zahlen hinter dem Phänomen

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Mit durchschnittlich 15 Fehltagen pro Jahr liegen deutsche Arbeitnehmer im europäischen Vergleich weit vorn. Dahinter verbergen sich gewaltige Summen. Rund 77 Milliarden Euro – das ist die schwindelerregende Zahl, die deutsche Arbeitgeber jährlich für Lohnfortzahlungen aufbringen müssen. Zum Vergleich: Der gesamte Verteidigungshaushalt liegt darunter.

Noch beunruhigender für die Wirtschaft: Diese Kosten haben sich binnen 14 Jahren verdoppelt. Was früher ein überschaubarer Posten war, entwickelt sich zum finanziellen Albtraum für Unternehmen. Besonders kleine und mittelständische Betriebe trifft es hart, wenn plötzlich mehrere Mitarbeiter gleichzeitig ausfallen.

Arbeitgeberpräsident Dulger bringt es auf den Punkt: "Steigende Kosten für Lohnfortzahlungen sind ein erheblicher Ballast, der den Weg raus aus der Rezession erschwert." In einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft ohnehin mit schwachem Wachstum kämpft, wird jede zusätzliche Belastung zum Problem. Die Lohnfortzahlung ist mittlerweile die höchste Sozialleistung, die Arbeitgeber komplett alleine schultern müssen – ohne staatliche Unterstützung.

Ursachenforschung: Warum nehmen Krankschreibungen zu?

Was treibt diesen Trend? Die Ursachen sind vielschichtig. Zum einen altern die Belegschaften – ältere Mitarbeiter fallen naturgemäß häufiger und länger aus. Zum anderen wächst der psychische Druck am Arbeitsplatz. Stress, Burn-out und Depressionen haben längst die klassischen Rückenleiden als Hauptgrund für Langzeitausfälle abgelöst.

Doch die BDA sieht noch einen anderen Faktor: die während Corona eingeführte telefonische Krankschreibung. Eine noch unveröffentlichte Forsa-Umfrage, auf die sich der Verband beruft, liefert brisante Zahlen: Demnach hatten 14 Prozent der Beschäftigten, die sich 2024 wegen einer Atemwegserkrankung krankschreiben ließen, überhaupt keinen Kontakt zum Arzt. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung kam per E-Mail oder nach einem kurzen Telefonat mit der Arzthelferin.

Hinzu kommen dubiose Online-Plattformen. Hier stellen teils nicht einmal in Deutschland registrierte Ärzte mit fiktiven Praxisadressen Krankschreibungen aus – ganz ohne persönlichen Kontakt. Die BDA schätzt, dass jährlich rund 700.000 ungerechtfertigte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen auf diese Weise in Umlauf kommen.

Doch stimmt dieses Bild vom faulen Arbeitnehmer, der sich bei jeder Gelegenheit "blau macht"? Experten mahnen zur Differenzierung. Der deutsche Arbeitsmarkt sei nach wie vor von einer hohen Arbeitsmoral geprägt. Viele Beschäftigte gingen sogar krank zur Arbeit – aus Angst um ihren Job oder aus Pflichtbewusstsein gegenüber Kollegen.

Die Perspektive der Arbeitgeber

Die deutschen Arbeitgeber machen ihrem Ärger deutlich Luft. "Dieser Praxis muss ein Riegel vorgeschoben werden", fordert die BDA unmissverständlich. Der Verband plant hart durchzugreifen und hat einen umfassenden Forderungskatalog aufgestellt. Ganz oben auf der Liste: die komplette Abschaffung der telefonischen Krankschreibung. Diese sei ein "Einfallstor für Missbrauch" und mache es "Blaumachern viel zu einfach".

Arbeitgeberpräsident Dulger hofft nun auf Unterstützung von der neuen Regierung. Seine Forderung: Entlastungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Milliardenhöhe. Bisher sehen die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD jedoch keine entsprechenden Maßnahmen vor. Für die BDA ein herber Rückschlag.

Die Arbeitgeber argumentieren, dass die deutschen Regelungen im internationalen Vergleich viel zu großzügig seien. Sechs Wochen volle Lohnfortzahlung bei 100 Prozent des Gehalts – das gibt es sonst kaum in Europa. Zum Vergleich: In Schweden müssen Arbeitnehmer den ersten Krankheitstag komplett selbst tragen, danach erhalten sie zwei Wochen lang nur 80 Prozent ihres Gehalts.

Besonders verärgert sind die Unternehmen über die angebliche Missbrauchsanfälligkeit des Systems. Krankschreibungen via Internetplattformen seien ein wachsendes Problem. Oft würden diese von Ärzten ausgestellt, die nicht einmal bei der deutschen Ärztekammer gemeldet sind und mit fiktiven Praxisadressen arbeiten. Die BDA will diese Praxis komplett verbieten.

Kontroverse um Krankschreibungspraktiken

Die Debatte um Krankschreibungen wird hitzig geführt. Besonders die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung steht im Kreuzfeuer. Ursprünglich als Ausnahme während der Corona-Pandemie eingeführt, ist sie für viele Arbeitnehmer zur bequemen Normalität geworden. Die BDA behauptet: Die Regelung wird massiv ausgenutzt.

Die Kritik der Arbeitgeber ist konkret: Selbst bei der telefonischen Krankschreibung müsste der Arzt zumindest eine Anamnese durchführen. Und wenn eine Videosprechstunde technisch möglich wäre – was bei den meisten Arbeitnehmern der Fall sein dürfte – müsste diese eigentlich genutzt werden. Doch in der Praxis wird oft darauf verzichtet.

Noch problematischer sind aus Sicht der BDA die Online-Dienste für Krankschreibungen. Hier füllen Patienten einfach ein Formular aus, schildern ihre Symptome, und bekommen kurz darauf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per Mail. Kontrollen? Fehlanzeige. Die Arbeitgeber schätzen, dass jährlich rund 700.000 dieser fragwürdigen Dokumente ausgestellt werden.

Doch es gibt auch Gegenstimmen. Ärzteverbände und Patientenvertreter verteidigen die telefonische Krankschreibung. Sie entlaste die überfüllten Wartezimmer und verhindere, dass ansteckende Patienten andere infizieren. Zudem betonen sie: Die meisten Menschen würden das System nicht ausnutzen, sondern verantwortungsvoll damit umgehen.

Gewerkschaften wiederum warnen vor einer Stigmatisierung kranker Arbeitnehmer. Die Debatte unterstelle pauschal Missbrauch und setze Beschäftigte unter Druck, trotz Krankheit zur Arbeit zu erscheinen – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit und höheren Langzeitausfällen als Konsequenz.



Internationale Perspektiven

Ein Blick über den Tellerrand zeigt: Deutschland geht bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einen Sonderweg. In kaum einem anderen europäischen Land sind die Regelungen so arbeitnehmerfreundlich. Sechs Wochen volle Lohnfortzahlung bei 100 Prozent? Das sucht man anderswo vergeblich.

Das schwedische Modell gilt vielen Arbeitgebern als Vorbild. Dort tragen Arbeitnehmer den finanziellen Ausfall am ersten Krankheitstag komplett selbst – dieser "Karenztag" soll Missbrauch vorbeugen. Danach zahlt der Arbeitgeber für maximal zwei Wochen nur 80 Prozent des regulären Lohns. Erst dann springt die staatliche Krankenversicherung ein.

Die Zahlen scheinen für das skandinavische Modell zu sprechen: Schweden kommt im Schnitt auf 11,4 bezahlte Krankheitstage pro Jahr – deutlich weniger als die 15 Tage in Deutschland. Arbeitgeberpräsident Dulger sieht darin einen klaren Zusammenhang: Wo die Lohnfortzahlung weniger großzügig ist, sinkt auch die Zahl der Krankschreibungen.

Auch in anderen Ländern gelten strengere Regeln. In Großbritannien gibt es etwa eine gesetzliche Lohnfortzahlung von etwa 100 EUR pro Woche für maximal 28 Wochen. In Frankreich hängt die Höhe der Fortzahlung von der Dauer der Betriebszugehörigkeit ab.

Doch Kritiker warnen: Der simple Vergleich von Krankheitstagen greift zu kurz. Kulturelle Unterschiede, andere Arbeitsbedingungen und verschiedene Gesundheitssysteme spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Zudem stellt sich die Frage: Führen restriktivere Regelungen tatsächlich zu gesünderen Beschäftigten – oder nur zu mehr Präsentismus, also dem Arbeiten trotz Krankheit?

Lösungsansätze und Zukunftsstrategien

Wie könnte ein zukunftsfähiges System aussehen, das sowohl die Interessen der Arbeitgeber als auch die Gesundheit der Beschäftigten im Blick behält? Die Vorschläge reichen von kleinen Anpassungen bis zu grundlegenden Reformen.

Eine moderate Lösung wäre die Rückkehr zur Präsenzpflicht für Krankschreibungen – zumindest bei längeren Ausfällen. Das fordert auch die BDA. Telefonische oder Online-Krankschreibungen könnten auf maximal drei Tage begrenzt werden. Danach müsste ein persönlicher Arztbesuch erfolgen. Dies würde die Hürde für Missbrauch erhöhen, ohne ernsthaft Kranke übermäßig zu belasten.

Andere Stimmen schlagen ein Modell nach schwedischem Vorbild vor: Ein unbezahlter erster Krankheitstag und eine Reduzierung der Lohnfortzahlung auf 80 oder 90 Prozent. Dies würde die Kosten für Arbeitgeber senken und möglicherweise kurze Ausfälle reduzieren. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte eine solche Lösung Anfang des Jahres ins Gespräch gebracht, konnte sich damit aber bisher nicht durchsetzen.

Präventive Ansätze gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Betriebliches Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitsmodelle und Maßnahmen zur Stressreduktion können Krankheitsausfälle verringern. Manche Unternehmen setzen auf Bonussysteme für geringe Fehlzeiten – ein Anreiz, der aber auch kritisch gesehen wird, da er kranke Mitarbeiter unter Druck setzen könnte.

Technische Lösungen könnten ebenfalls helfen, Missbrauch einzudämmen. Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) schafft mehr Transparenz und erschwert Manipulationen. Zudem könnte ein zentrales Register für Krankschreibungen eingerichtet werden, um Mehrfachkrankschreibungen durch verschiedene Ärzte zu verhindern.

Die Krankenkassen sehen sich ebenfalls in der Pflicht. Sie könnten ihre Kontrollmechanismen verschärfen und bei auffälligen Mustern genauer hinschauen. Einige fordern zudem eine stärkere finanzielle Beteiligung der Kassen an den Kosten der Lohnfortzahlung – schließlich profitieren sie davon, wenn Patienten sich auskurieren und nicht chronisch krank werden.

Die rechtliche Dimension

Das deutsche Entgeltfortzahlungsgesetz bildet die rechtliche Grundlage für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Es garantiert Arbeitnehmern bis zu sechs Wochen volle Lohnfortzahlung bei 100 Prozent des regulären Gehalts. Erst danach zahlt die Krankenkasse das niedrigere Krankengeld. Diese Regelung gehört zu den großen sozialen Errungenschaften in Deutschland – und ist entsprechend gut verankert.

Eine Änderung dieses Gesetzes wäre politisch heikel. Gewerkschaften und Sozialverbände würden massiven Widerstand leisten. Die SPD hat bereits signalisiert, dass sie Verschlechterungen bei der Lohnfortzahlung nicht mittragen wird. Auch Teile der Union sind skeptisch. Gesundheitsexperten warnen zudem vor den möglichen Folgen eingeschränkter Lohnfortzahlung: Kranke könnten früher zur Arbeit zurückkehren und Kollegen anstecken oder ihre Genesung gefährden.

Rechtlich unbedenklicher wäre eine Verschärfung der Regeln für Krankschreibungen. Hier hat das Bundesgesundheitsministerium bereits Handlungsspielraum. Es könnte per Verordnung festlegen, dass telefonische Krankschreibungen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sind oder dass Online-Plattformen strengere Auflagen erfüllen müssen.

Auch die ärztliche Selbstverwaltung könnte tätig werden. Die Bundesärztekammer könnte klarere Regeln für die Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen formulieren und bei Verstößen Sanktionen verhängen.

Für Arbeitgeber gibt es bereits heute Möglichkeiten, gegen Missbrauch vorzugehen. Bei Verdachtsfällen können sie den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) einschalten, der die Arbeitsunfähigkeit überprüft. Allerdings ist dieses Verfahren aufwendig und wird in der Praxis selten genutzt. Zudem dürfen Arbeitgeber Gespräche mit häufig kranken Mitarbeitern führen – das sogenannte betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist sogar Pflicht, wenn jemand innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen arbeitsunfähig war.

Die zentrale rechtliche Frage bleibt: Wie lässt sich die Balance zwischen Arbeitnehmerrechten und Arbeitgeberinteressen neu justieren, ohne den sozialen Frieden zu gefährden? Eine pauschale Kürzung der Lohnfortzahlung erscheint derzeit unwahrscheinlich. Realistischer sind gezielte Maßnahmen gegen Missbrauch und mehr Transparenz im System.

Ethische Betrachtungen

Jenseits der wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte wirft die Debatte um Krankschreibungen tiefgreifende ethische Fragen auf. Wie viel Kontrolle ist gerechtfertigt? Wo endet die unternehmerische Freiheit und wo beginnt die Fürsorgepflicht? Und nicht zuletzt: Welches Menschenbild steht hinter dieser Diskussion?

Die Unterstellung eines weitverbreiteten Missbrauchs von Krankschreibungen zeichnet ein negatives Bild vom Arbeitnehmer als potenziellen "Blaumacher". Kritiker sehen darin ein problematisches Signal. Sie argumentieren: Vertrauen ist die Basis einer gesunden Arbeitsbeziehung. Wer ständig Missbrauch unterstellt, untergräbt dieses Fundament.

Gleichzeitig haben Arbeitgeber ein berechtigtes Interesse an Planungssicherheit und überschaubaren Kosten. Sie tragen die wirtschaftliche Verantwortung für ihre Unternehmen und die Arbeitsplätze aller Beschäftigten. Übermäßige Belastungen durch Krankheitsausfälle können diese Verantwortung gefährden – besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen.

Eine oft übersehene Dimension ist die der sozialen Gerechtigkeit. Das aktuelle System der Lohnfortzahlung kommt vorwiegend denjenigen zugute, die in einem festen Arbeitsverhältnis stehen. Solo-Selbstständige, Freiberufler und viele Minijobber genießen diesen Schutz nicht oder nur eingeschränkt. Sie fallen bei Krankheit oft komplett durch das soziale Netz – hier besteht eine echte Gerechtigkeitslücke.

Auch die gesellschaftliche Verantwortung von Arbeitgebern für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter wird kontrovers diskutiert. Haben Unternehmen eine Mitschuld an steigenden Krankheitszahlen durch stressige Arbeitsbedingungen? Studien zeigen, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz zunehmen. Ein reiner Fokus auf die Eindämmung von Krankschreibungen ohne Berücksichtigung der Ursachen wäre daher zu kurz gedacht.

Ethisch bedenklich ist auch der Druck, der durch restriktivere Regelungen auf tatsächliche Kranke entstehen könnte. Wenn finanzielle Nachteile drohen, könnten Arbeitnehmer trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen – mit potenziell schwerwiegenden Folgen für ihre eigene Gesundheit und die ihrer Kollegen. Der Präsentismus, also das Arbeiten trotz Krankheit, verursacht nach Expertenschätzungen bereits heute höhere volkswirtschaftliche Schäden als Absentismus.

Die zentrale ethische Herausforderung besteht darin, ein System zu entwickeln, das Missbrauch eindämmt, ohne die soziale Sicherheit zu gefährden. Dies erfordert eine differenzierte Betrachtung und einen offenen Dialog zwischen allen Beteiligten – jenseits von ideologischen Grabenkämpfen.

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Fazit und Ausblick

Die Debatte um Krankschreibungen und ihre Kosten spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Konflikt wider: Wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft? Wo ziehen wir die Grenze zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und sozialer Sicherheit? Die Antworten auf diese Fragen werden das deutsche Modell der Lohnfortzahlung maßgeblich prägen.

Die nackten Zahlen sind eindeutig: 77 Milliarden Euro jährlich für Lohnfortzahlungen bedeuten eine massive Belastung für die Wirtschaft. Mit durchschnittlich 15 Krankheitstagen pro Arbeitnehmer liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit vorn. Die Forderungen der Arbeitgeber nach Entlastung sind daher nachvollziehbar – besonders in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

Gleichzeitig zeigt der Blick auf andere Länder: Restriktivere Regelungen führen nicht automatisch zu gesünderen Belegschaften. Sie können sogar kontraproduktiv sein, wenn sie kranke Menschen zwingen, zur Arbeit zu erscheinen. Ein schwedisches Modell mit unbezahltem erstem Krankheitstag wäre in Deutschland vermutlich nur schwer durchsetzbar.

Realistischer erscheinen gezielte Maßnahmen gegen Missbrauch. Die Abschaffung oder strenge Begrenzung der telefonischen Krankschreibung haben Chancen auf Umsetzung. Auch strengere Regeln für Online-Plattformen könnten kommen. Der medizinische Dienst der Krankenkassen könnte zudem mehr Ressourcen für Kontrollen erhalten.

Langfristig führt jedoch kein Weg an präventiven Ansätzen vorbei. Betriebliches Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitsmodelle und eine gesunde Unternehmenskultur können Krankheitsausfälle nachhaltig reduzieren. Hier sind die Unternehmen selbst gefragt. Viele Vorreiter zeigen bereits, dass sich Investitionen in die Mitarbeitergesundheit auszahlen – durch weniger Ausfälle und höhere Produktivität.

Die Politik steht vor der Herausforderung, einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Die neue Koalition wird das Thema kaum ignorieren können, wenn die Kosten weiter steigen. Gleichzeitig muss sie den sozialen Frieden wahren. Eine Lösung könnte in einem Gesamtpaket liegen: Begrenzte Entlastungen für Arbeitgeber, verbunden mit Anreizen für Gesundheitsförderung und einer Reform der Krankschreibungspraxis.

Eines steht fest: Die Diskussion wird weitergehen. In einer alternden Gesellschaft mit wachsenden psychischen Belastungen bleiben Gesundheitsthemen auf der Agenda. Der deutsche Sozialstaat wird sich anpassen müssen – ohne seine Grundprinzipien aufzugeben. Die Herausforderung besteht darin, wirtschaftliche Vernunft und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen. Keine leichte Aufgabe, aber eine, der wir uns stellen müssen.

 


FAQ 

7 häufig gestellte Fragen (FAQ) inklusive prägnanter Antworten zum Thema des Blogartikels "Krankheitsbedingte Ausfälle und die Kosten der Lohnfortzahlung“:

1. Warum steigen die krankheitsbedingten Fehlzeiten in Deutschland so stark an? Antwort:

Die Hauptgründe sind der demografische Wandel mit älteren Belegschaften, zunehmende psychische Erkrankungen sowie vereinfachte Krankschreibungsverfahren. Insbesondere die telefonische Krankschreibung, die Missbrauch erleichtern kann.

2. Was kostet die Lohnfortzahlung die deutschen Unternehmen pro Jahr?

Aktuell belaufen sich die Kosten auf rund 77 Milliarden Euro jährlich mehr als der gesamte Verteidigungshaushalt. Das entspricht einer Verdopplung innerhalb von nur 14 Jahren.

3. Welche Kritik äußern Arbeitgeber an der telefonischen Krankschreibung?

Arbeitgeber sehen darin ein Einfallstor für Missbrauch. Oft fehle eine medizinische Untersuchung, teils erfolge die Krankschreibung durch fragwürdige Online-Plattformen ohne echten Arztkontakt.

4. Gibt es internationale Modelle, die besser funktionieren?

Ja. Länder wie Schweden setzen auf einen Karenztag ohne Lohn und eine reduzierte Lohnfortzahlung. Dort liegt die durchschnittliche Krankheitsdauer mit 11,4 Tagen deutlich unter der in Deutschland (15 Tage).

5. Welche Reformen fordern die Arbeitgeberverbände konkret?

Abschaffung der telefonischen Krankschreibung, strengere Regeln für Online-AU-Plattformen, eine finanzielle Entlastung bei Lohnfortzahlung sowie mehr Eigenbeteiligung der Krankenkassen.

6. Können Unternehmen sich gegen hohe Lohnfortzahlungskosten absichern?

Ja. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen können über private Krankentagegeld- oder Ausfallversicherungen die finanziellen Folgen von Mitarbeiterkrankheiten absichern.

7. Was können Arbeitgeber tun, um krankheitsbedingte Ausfälle zu reduzieren?

Ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitszeitmodelle und Prävention psychischer Belastungen helfen nachweislich, Fehlzeiten zu senken und die Mitarbeitergesundheit zu fördern.

Bodo Kopka 1


Über den Autor

Bodo Kopka ist Gründer von Krankengelder.com und gilt als führender Experte für Krankentagegeld in Deutschland. Seit über 30 Jahren berät er Selbstständige, Freiberufler und GmbH-Geschäftsführer zur finanziellen Absicherung bei Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.

Sein Ziel: Einkommensausfälle vermeiden, Genesung ermöglichen, die wirtschaftliche Existenz schützen. Dazu entwickelt er individuelle Lösungen mit steuerlichen Vorteilen.

Auf diesem Blog findest du über 500 Fachartikel rund um Krankentagegeld, Berufsunfähigkeit und intelligente Vorsorgestrategien.

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